Die Glöcklich
Die "Glöcklich vom Rosegrobe"
Der "Rosegroba" ist ein Wasserdurchlaufgraben mit Quellwasser vom Rasen und Urlesholz in Verbindung zur Wannig. Dieses wilde Bächlein suchte Jahrhunderte seinen eigenen kurvenreichen Weg, riß teilweise tiefe Löcher, wo während der trockenen Sommerzeit das Wasser fast nie ausging, und die Buben um 1930 zu lustigen Spielen anlockte und vielfach deren Erfindergeist anregte. Sicher hatten die Kleinwenkheimer Buben das mächtige Mühlenrad unten im Wannigstal genau beobachtet und unter die Lupe genommen und wollten ihre gesammelten Erkenntnisse, nur in kleineren Maßstäben, an diesem reizenden Wässerlein ausprobieren. Rädchen gab es zu dieser Zeit noch genügend in jedem bäuerlichen Anwesen in allen Ausführungen. So war bald ein gewisser Wettstreit entstanden. Jeder wollte das schönste Mühlenrad an diesem Bächlein oberhalb des Dorfes aufbauen und was als Wichtigstes erschien, das Mühlengetriebe sollte auch gehört werden. Die geschäftigen Buben fanden begeisterte Unterstützung bei ihren Vätern. Der spitzfindige "Klöffelsschuster" zum Beispiel und ebenso andere besorgte Familienoberhäupter kamen dabei auf die "Glöcklichs-Idee". In gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zwischen den Vätern und ihren Sprößlingen ließ sich nun rasch das Spielwerk in die Tat umsetzen. An die Räder wurden "Glöcklich" angebracht, die sich beim Drehen der Mini-Mühlenräder bewegen konnten und deren Bimmeln weithin zu hören war. Das war nun ein Heidenspaß! Viel Arbeit hatte jetzt das "Rosagröbela-Wasser" zu leisten, um alle die aufgestellten Mühlenräder in Schwung zu halten. Niemand hatte nach dem gelungenen Spielwerk jedoch an die naturgemäße Nachtruhe gedacht. Immer lustig weiter klingelten und tönten die Glöckchen in die stille Nacht. Müde hatte sich der stets zu Scherzen aufgelegte Dorfschmied zur Ruhe gelegt; denn den ganzen langen Tag, von früh bis spät, am Amboß stehen, Pferde und Kühe beschlagen, Sensen tengeln, Beile schärfen, glühende Eisen formen und vieles mehr füllten seinen Arbeitstag reichlich aus. Das nimmer aufhörende Gebimmel der Glöckchen vor'm Haus verwehrte dem sich nach Ruhe und Schlaf sehnenden Mann die verdiente Nachtruhe. "Himmel, Dunnerkeil! Hot mer den z' Nocht a ke Ruh!" polterte der Dorfschmied ärgerlich los, schlüpfte in seine Hose, suchte draußen die ruhestörenden bimmelnden Glöckchen und riß die mühselig geschaffenen Wunderwerke heraus. Die Jugend nahm es scheinbar nicht übel. Damals Beteiligte erzählen gerne über diesen Jugendstreich. Dieser Rasengraben wurde bei der Flurbereinigung 1955-60 begradigt, neu angelegt und ausgebaut, fest rolliert wie der Dippach und die Wannig. In alten Gemeindebüchern und Plänen werden des öfteren "Rasengrabenacker" und "Weg am Rasengraben" genannt. Den Nachkommen sollte in irgendeiner Form eine Namenserinnerung erhalten bleiben. Gäbe es nicht den Rasengraben, würden die "Glöcklich vom Rosegroba" nie geläutet haben.